Die Kinderorthopädie behandelt Achsenfehlstellungen der Beine von Kindern. Derartige Achsenfehlstellungen werden umgangssprachlich als „ X"- bzw. „ O- Beine" bezeichnet. Ohne fachspezifische Behandlung können diese Erscheinungen gesundheitliche Beschwerden und Krankheitsbilder auslösen. Demnach sind bei rund 30 % aller Patienten, die aufgrund massiver Kniebeschwerden in einer orthopädischen Praxis vorstellig werden, diesbezügliche Achsenfehlstellungen als Ursache identifiziert. Gleiches gilt für Personen, die eine Kniegelenkprothese benötigen. „X"- oder „ O – Beine" forcieren daher häufig einen Ersatzteilbedarf in der Knieregion.
Ein Kinderorthopäde untersucht Kinder und Jugendliche umfassend auf Achsenfehlstellungen. Leichte Krümmungen ziehen in der Regel keine negativen gesundheitlichen Konsequenzen bzw. Beschwerden mit sich. So sind Achsenabweichungen, die sich in einem Rahmen von drei bis vier Grad in beide Richtungen bewegen, aus medizinischer Sicht als normal einzustufen. Erst eine Abweichung von mindestens 5 Grad löst die medizinische Diagnose einer Achsenfehlstellung aus.
Zur Analyse prüft der Facharzt die individuelle Beinachse. Diese verläuft als erdachte Linie; der „ Mikulicz – Linie", zwischen den Mittelpunkten von Hüftgelenk und oberem Sprunggelenk. Im Normalfall ist das Zentrum des Kniegelenks in der Mitte dieser imaginären Linie positioniert. In diesem Fall beträgt der Winkel zwischen Schienbein und Oberschenkelknochen, die sich im Kniegelenk treffen, durchschnittlich 174 Grad. Im Zuge einer „ X- Beinstellung" ( Genu valgum ) ist der Winkel verhältnismäßig geringer, weil die Kniegelenksmitte zu weit nach innen gerückt ist. Durch diese Verschiebung weicht die Anordnung der Kniegelenksmitte dauerhaft von ihrer festgelegten Idealposition ab. Patienten mit „ O – Beinen" ( Genu varum ) haben einen größeren diesbezüglichen Winkelabstand, da das Zentrum des Kniegelenks nach außen verlagert ist.
In der Phase der frühen Kindheit sind schiefe Beinstellungen normal. So verfügen Kleinkinder und Babys grundsätzlich über „ O – Beine". Diese Anordnung bzw. Positionierung der Beine erhöht die Stabilität beim Gehen. In Verbindung mit dem Längenwachstum wird die Krümmung durch Begradigung weitgehend reguliert und ausgeglichen. In einem Lebensalter von drei Jahren besitzt die Mehrzahl der Kinder aufgrund des individuellen Wachstumprozesses „ X – Beine". Spätestens bis zur Pubertät wachsen sich die Achsenfehlstellungen im Normalfall aus. Normalisiert sich die Stellung der Beine nicht auf natürliche Weise und beeinträchtigen die objektiv krummen Beine die Gangfähigkeit des Kindes, ist ein Kinderorthopäde zu konsultieren. Ebenso sollten Eltern den Facharzt der Kinderorthopädie frühzeitig aufsuchen, wenn „ X"- bzw. „ O – Beine" vermeintlich vererbt worden sind. Über Hilfsmittel kann man sich zusätzlich im Fachhandel informieren, zum Beispiel bei Sanitätshaus Medisan GmbH.
Wird bei Erwachsenen eine beidseitige Achsfehlstellung diagnostiziert, ist diese häufig als Konsequenz angeborener krankhafter Veränderungen entstanden. Demnach können ausgeprägte „ Knick- Senkfüße" oder krankhafte Stellungen des Oberschenkelhalses eine beidseitige Achsfehlstellung verursachen. Ist der Oberschenkelhals zu flach oder zu steil angeordnet, führt dies zu Achsfehlstellungen. Zusätzlich gibt es zahlreiche weitere Auslöser, die das Krankheitsbild hervorrufen können. Bei Kindern können etwa Beinbrüche die Fehlstellung auslösen, wenn der Bruch an einer Stelle auftritt an dem der Knochen wächst.
